Endlich wieder Fasching! Und was für ein brillantes Programm der Elferrat des TSV Jöhlingen da auf die Bühne gezaubert hat. Auch In ihrer 44. Jubiläumskampagne wurde die Prunksitzung ausschließlich von vereinseigenen Akteuren gestaltet. Kennzeichnend für die Jöhlinger Bütt ist außerdem, dass in jedem Programmpunkt mindestens ein Elferrat aktiv beteiligt ist. Für die Kreizkepf folgte nach zweijähriger Pause das erste Highlight gleich zu Beginn des Abends: Aufstellung und Einmarsch in den Narrenkessel der guten Stimmung, erste Helau-Rufe schallten durch die Jahnhalle und das Publikum ging begeistert mit. Aber was war denn eigentlich alles auf der Bühne los?
Traditionell beginnt jede Prunksitzung mit Begrüßung und Gardetanz, so auch in Jöhlingen. Nachdem das Faschingsballett die Beine in die Höhe schwang, begrüßte Sitzungspräsident Reiner Hofheinz die anwesenden Ehrengäste, Senatoren, närrische Komitees und Sponsoren, sowie das gemeine närrische Volk.
„Man feel like a woman“ – besser könnte ein Lied gar nicht passen, knackig wie eh und je eröffnete Luise Struller aka Dennis Smiglewsky die Bütt. Frauen an die Macht, Männer bringen es eh nicht. Pikant und mit scharfer Zunge frotzelte Luise über das männliche Geschlecht und stellte die eigenen Vorzüge in den Vordergrund: „Ich bin das geilste Stück DNA, das Jöhlingen je gesehen hat“, „Wenn ich am Eis leck, stöhnt die Waffel“.
Nach längerer Pause stiegen Reiner Hofheinz und Thorsten Braun erneut in die Rolle der Türken Bayrak und Orhan, die am Stammtisch über die deutsche Sprache philosophierten. Beim Zeitunglesen stießen sie auf so manches grammatikalische Problem. Auch bei Kreuzworträtseln hilft die ein oder andere kreative Lösung und Artikel in der Zeitung sind eindeutig zweideutig zu verstehen, denn bei Einbruch bei Adidas kommen immer 3 Streifen.
Dass man während Corona viel Zeit zuhause verbracht hat, spielte vermutlich auch beim ersten Showtanz des Abends eine Rolle. Mit Putzlappen, Staubwedel und Wäschekorb fegte die TSV Tanzgruppe regelrecht über die Bühne. Zuerst hüllte man sich noch in Schürze, doch spätestens beim Waschtag erstrahlten die Tänzerinnen und Tänzer blitzeblank im Glitzerkostüm.
Manch einer denkt vielleicht: „Wieder eine Schwarzlichtshow“. Doch Volleyball and Friends hat sich in diesem Jahr selbst übertroffen. Im aufwändig gestalteten Bühnenszenario mit bunten Fischen, Palmeninsel und der Black Pearl segelte Jack Sparrow über die Meere. Eine Münze aus dem verfluchten Schatz löste eine Folge von Ereignissen aus, die mit einem Kraken-Angriff begann, der das Schiff zum Sinken brachte und die Piraten am Ende auf einer Insel stranden ließ. Dort wurden sie von Inselbewohnerinnen verführt. Faszinierend war der Wechsel zur Vollmondphase, wenn der Fluch aktiv wurde und aus bunten Kostümen Skelette wurden.
Sophia Hofheinz ließ die „Freche Göre“ dieses Jahr zuhause und stieg mit Neuzugang Steffen Sprißler-Posabella in die Bütt. Emil und Erna, ein lang verheiratetes Ehepaar, das zudem noch zu spät zu ihrem eigenen Programmpunkt kam. Ohje, da gab es einiges zu stänkern. Über die eigene Ehe, Gewohn- und Eigenheiten und über verpasste Träume.
Die BEATBOYS sind nicht nur in Jöhlingen sondern auch in der Region bekannt für erstklassigen Rhythmus, pfiffige Showeinlagen und Spektakel auf der Bühne. Voller Stolz konnte der Elferrat auch in diesem Jahr die „Kochharmoniker“ als ein Highlight des Abends auf die Bühne holen. Mit Reiner Hofheinz, Tobias Vollmer und Thorsten Frank sind gleich drei Elferräte aktiv dabei. Phillip Dehm und Daniel Gerschitzka komplementieren das Quintett. Gemeinsam verwandelten sie Alltägliches aus der Küche zu wahren Klanginstrumenten und auch Großgeräte wie Herd und Spülbecken durften nicht fehlen. Standing Ovations waren vorprogrammiert, die Zugabe freigegeben.
Der Elferratspräsident des Dackelclubs Wöschbach alias Alex Mergl darf auf keiner Prunksitzung mehr fehlen. Obwohl seiner scharfen Zunge fast niemand mehr entkommt, ist das Publikum umso begeisterter, je mehr es beleidigt wird. Dass nur in Wöschbach die Sonne scheint, ist ja inzwischen bekannt. Aber dieses Jahr begrenzte er sich in seiner Abrechnung nicht nur auf Walzbachtal, sondern machte Ausflüge in die überregionale Politik (die BNN berichtete) und wagte sich an Themen wie Bürgergeld und Flüchtlingspolitik etc. Mit drei kräftigen Dackel-Wuff verabschiedete er, der Jöhlingen eigentlich nie wieder sehen will, sich von der jubelnden Narrenschar. Die hofft schon auf das nächste Jahr.
Ein Highlight des Abends zeigte die TSV Tanzgruppe (Leitung Natalie Reichert) mit ihrem zweiten Showtanz. Die Tänzerinnen und Tänzer nahmen das Publikum mit in die zauberhafte Welt von Harry Potter. Nachdem Harry durch seine Hogwarts-Einladung erfuhr, dass er ein Zauberer ist und Magie in sich trägt (I got the magic in me) wurde er vom sprechenden Hut dem Haus Gryffindor zugeteilt (Welcome tu my house). In Zauberkunde lernten die Schüler das Wutschen und Wedeln (Swish Swish) doch dann kehrte der dunkle Lord zurück (getanzt von Lucas Merk) und der Kampf um Hogwarts und Harrys Leben begann. Der Saal verfolgte gebannt das magische Treiben auf der Bühne und würdigte die tänzerische Leistung und den Sieg der „guten Zauberer“ mit anhaltendem Applaus.
Die Handballer gingen dieses Jahr back to the roots und heizten dem Närrischen Publikum mit einer Playbackshow vom Feinsten ein. Nicht nur ein sondern gleich zwei DJ Ötzis zeigten sich auf der Bühne. Das junge Publikum freute sich über Nina Chubas „Wildberry Lillet“ und im Anschluss holte man die ältere Generation mit „Warum hast du nicht Nein gesagt“ ab. Helene Fischer, im roten Lack-Outfit brachte mit ihren oberkörperfreien Background-Tänzern die Halle zum Beben. Bei ABBA und den Flippers zeigte das Publikum seine Textsicherheit. Im roten Squid Game-Anzug bewiesen die Handballer ihr tänzerisches Talent. Spätestens beim großen Ballermann-Medley gab es kein Halten mehr. Layla war Pflicht, wurde aber „zensiert“, man wollte ja schließlich ein Zeichen setzen. Dann grölte der Saal eben zu Oliva weiter.
Mit ihrem „Tanz durch die Jahrzehnte“ präsentierte das Faschingsballett (Leitung Tanja Volk) dem Publikum die Entwicklung der Tanzstile des letzten Jahrhunderts und wechselte dabei zu jedem Tanz ins passende Outfit. Aus dem Fransenkleid beim Charlston in den 20er Jahren, wurde mit dem Rüschenrock das Outfit für den Cancan in den 40ern. RocknRoll, Saturday Night Fever und Dirty Dancing prägten die Mitte des Jahrhunderts. In die männlichen Rollen schlüpften dabei Elferräte und Handballer. Weiter für Stimmung sorgten Rhythm is a Dancer und Party Rock Anthem. Lady Gaga mit feurigem Outfit durfte nicht fehlen um am Ende tobte die Halle zur Puffmama Layla.
Damit ging ein erfolgreiches Prunksitzungs-Wochenende auch wieder zu Ende und alle Aktiven sammelten sich zum großen Finale nochmal auf der Bühne. Gemeinsam mit den Narren in der Halle sang Stefan Keller „Wir sagen Dankeschön – 44 Jahre die Kreizkepf“. In der Jubiläumskampagne gab es folgende Ehrungen: Dennis Schmiglewsky 11 Jahre aktiv, TSV Tanzgruppe 22 Jahre aktiv, Jürgen Hofheinz Band Hollywood 33 Jahre aktiv, Faschingsballett 44 Jahre aktiv, Christian Müller, Thorsten Frank, Stephan Melcher 11 Elferrat, Hans Weegmann 44 Jahre Elferrat.
Alles in allem erlebte das Publikum in der Jahnhalle ein circa 4-stündiges Programm voller Witz, Kreativität und Qualität und feierte danach bis zur Morgenstunde mit DJ Thomas in der Bar, der Tanzband Hollywood auf der Bühne oder in der Raucherbar im Restaurant. Ein großer Dank geht an die Firma DLP für die Licht- und Tontechnik, den Alten Germanen und dem TSV-Deko-Team fürs Herrichten, Bestuhlen und Gestalten der Jahnhalle. Reiner Hofheinz, der in seiner 22. Kampagne als Sitzungspräsident, grandios durch den Abend führte und unseren Bühnenhelfern für den reibungslosen Auf- und Abbau hinter den Kulissen.