Volle Halle, gute Stimmung, ein erstklassiges Programm bis Mitternacht, das einen mitreißt und die Zeit im Nu verfliegen lässt. Das zeichnet die Jöhlinger Prunksitzung aus. Die Faschingsveranstaltungen in der Jahnhalle fanden dieses Jahr recht früh, am 02. und 03. Februar, statt. Doch die kurze Vorbereitungsphase tat dem Programm nichts ab. Die Aktiven auf der Bühne begeisterten mit tollen Beiträgen, Tänzen und Reden. Eingekauft ist hier keiner, alle Akteure kommen aus den eigenen Reihen.
Nach dem Einmarsch des Elferrates, wurde das Programm durch den Gardetanz des Faschingsballetts zu einem Wolfgang-Petry Medley eröffnet.
Als Opa Egon stieg Dennis Schmiglewsky in die „Eisbrecher-Bütt“. Doch was war da los? Eigentlich wurde Luise Struller angekündigt und sehnsüchtig vom Publikum erwartet, doch dann marschierte ein alter, faltiger Mann mit Garde-Eskorte zielstrebig auf die Bühne. Niemand anderes als Luises Schwiegervater Egon Struller. In Loriot-Manier bruddelte er über seine Frau und sein schweres Eheleben: „die Ehe ist wie zwei Schiffe, die sich im Hafen begegnen, doch ich muss ein Kriegsschiff erwischt haben.“ Um sich abzulenken, geht er mit der Zeit und hat das Internet für sich entdeckt. NADR gibt es nicht mehr, aber bei Bernd Liebe auf Instagram, hat er für sich „einen Hochgenuss der Unterhaltungskunst gefunden“.
Wer vermisst sie nicht, die sonnigen Sommertage. Mit ihrem Showtanz „Ab ins Freibad“ nahm die TSV Tanzgruppe unter der Leitung von Natalie Heidt das Publikum mit auf einen Ausflug ins Freibad. Dass man hier natürlich zuerst eine Runde Schwimmen geht („splish splash“) und sich danach ne Pommes oder ein Eis gönnt, ist ja klar. Dass man dann unglücklicherweise in eine Biene tritt, dafür aber vom sexy Bademeister („Paule heißt er“) versorgt wird, gehört auch dazu. Am Ende schmeißt man sich noch in den „Itsy Bitsy-Strandbikini“ und macht zu „rock this party“ die Schaumparty unsicher.
Das Brüdergespann Thorsten und Timo Braun setzten das Stammtischgespräch als Bayrak und Orhan fort. Es gibt schließlich immer noch genügend Tücken der deutschen Sprache, die es zu klären gibt (so wie das Abwasser und dessen Gebühren). Man wundert sich über das „herrenlose Damenfahrrad“, den „eingefleischten Vegetarier“ sowie die „Originalkopie“. „Und hasch du dich dann langsam an Deutsch gewöhnt, da mache die immer mehr Englisch mit nei. – Anglizismen sind einfach ein No-Go.“
Für die bewegte Pause sorgte Stefan Keller in der Schunkelrunde, die emotional mit der Jöhlinger Hymne und hunderten von leuchteten Handy-Lichter endete.
„Mamma Mia“ – was eine Show. Die Volleyballer entführten das Publikum nach Griechenland und interpretieren die Strandszenen des Musicals neu. Für ihre Schwarzlichtshow bekannt, konnten sie dieses Jahr auch nicht ganz die Finger davon lassen. Die Mädels hüpften in ihren bunten Strand-outfits zu Dancing Queen durch den Saal ein, die Männer gaben mit Schwimmwesten und Schnorchel-Ausrüstung einen Flossentanz zum Besten, bevor sich beide Gruppen bei Voulez-Vous zu einem Tänzchen vereinten. Die Szenen auf dem Steg wechselten sich ab mit Szenen in Wasser. Zusätzlich zum Schwarzlicht kamen viele weitere Lichteffekte zum Einsatz. Bis am Ende ABBA mit Waterloo im Discolicht den Saal beben ließ. Eine gekonnte Kombination aus hell und dunkel, abwechslungsreich und – wer kennt ABBA nicht – zum Mitsingen.
Alex Mergl als Elferratspräsident des Dackelclubs Wöschbach ist bekannt für seine kritische Politiksatire. Angefangen mit seiner Abrechnung mit Jöhlingen im Allgemeinen, der Prunksitzung und dem Publikum, lästerte er über den Gemeinderat, die Walzbachtaler Kultur mit wenig Niveau und dass wegen Vorschriften und Hygienekonzepten immer weniger Straßenfeste oder Vereinsfeiern stattfinden. Auch die Politik in der Republik kam in seiner Tirade nicht zu kurz. Beim Verlassen der Bütt tauschte er sein goldenes Jackett gegen ein blaues, ersetzte die Kappe, nahm seine neue Rolle als Sitzungspräsident der Kreizkepf ein und löste das Moderations-Quartett Sophia Widuckel, Tobias Vollmer, Stefan Keller und Kai Melcher ab. Er bedankte sich für das Vertrauen, als „Auswärtiger“ zum Sitzungspräsidenten ernannt worden zu sein, denn „Fremdes muss nicht immer schlecht sein“. Das Publikum war begeistert und würdigte seine scharfe Zunge mit tosendem Beifall.
„Kommunikationsschwierigkeiten“ mit dem neuen Sitzungspräsidenten führten dazu, dass eine eher ernst gesinnte Blaskapelle auf die Bühne marschierte. Doch flexibel, wie die „Elferrat and friends“ eben sind, wandelten sie sich spontan zur Partyband. Angeleitet von Christian Müller und Stefan Keller performten sie Live-Musik vom Feinsten. Eine Reise durch die Unterhaltungsmusik heizte dem Publikum ein, bis es auch den Letzten vom Stuhl riss. Mit „Für die Ewigkeit“ richtete Stefan einen Appell an Alex Mergl und der Saal stimmte kräftig mit ein. Final gab es im Duett mit Mailänder und Wahljöhlinger Gianni La Macchia ein Medley der schönsten Italo-Pophits.
Ein Highlight war die Interpretation des „High School Musicals“ (TSV Tanzgruppe). Da durften Cheerleader und Basketballer nicht fehlen. Troy Bolten fand bei „breaking free“ seine große Liebe Gabriella, die sich aber leider als Sharpay entpuppte. Das Publikum feierte die tolle Choreografie, klatschte und sang begeistert mit bei „stick to the status quo“, „What time is it?“ und „we‘re all in this together“.
„Kinderfasching zum Mitmachen“ war das Motto der Handballer um Marco Reichert, die ihre Darbietung auch dieses Jahr unter den Schirm des „völligen Bleedsinns“ stellten. Gestartet wurde mit einigen Animationstänzen und alle im Tierkostüm durften die Bühne betreten. Kleine Spiele wechselten sich mit Musikmedleys aus den Kategorien „Tiere“, „Dorfkinder“ und „Bibi und Tina“ ab. Kinderlieder wie „das singende Känguru“ und der „Gorilla mit der Sonnenbrille“ ließen bei einigen die Mini-Disco-Erinnerungen erwachen. Eine Zaubershow der „Spitzenklasse“ durfte nicht fehlen und zum großen Finale flogen dutzende Delfine durch den Saal.
„Hey Barbie, Hey Ken“. Zum Ende des Programmes erstrahlte die Bühne glitzrig Pink und aus den Verpackungen stiegen die lebendig gewordenen Kultpuppen aus. Unter der Leitung von Tanja Volk bot das Faschingsballett der Freien Gymnastikgruppe einen Einblick in die kitschig-bunte Barbie-Welt. Während die Kens ihren männlichen Schubsereien nachgingen, tanzten die pinken Barbies in Original-Bekleidung aus der Packung über die Bühne. Zum Abschlusstanz mit den Kens schmissen sie sich ins Glitzerkleid.
Im Anschluss rief Alex Mergl nochmal alle Aktiven zum großen Finale auf die Bühne, bevor DJ Thomas bzw. DJ Ruven die Tanzfläche eröffneten.
Die Kreizkepf gratulieren ihren Elferratskollegen, die in dieser Kampagne eine Ehrung für ihre Aktivitäten im Elferrat erhalten haben. Carmen Bechtold für 11 Jahre, Karl Radatz für 22 Jahre und Manfred Kienle für 33 Jahre.
Ein großer Dank geht an dieser Stelle an unsere Bühnenhelfer Jan Gaus, Niklas Jaki und Reiner Bühler, die Bar-Teams der Volleyballer, Handball-Damen und der Tanzgruppe, Volker Fabry und die Wiko, die alten Germanen und die Grün-Gruppe für die Bestuhlung und Saalrichtung, sowie alle Sponsoren und Mithelfenden, die die Prunksitzung wieder zu einem ganz besonderen Event im Ort gemacht haben.
Bis zum nächsten Jahr – wenn es wieder heißt: Mit Alaaf und Helau – Narretei beim TSV.